Am Samstag 06. und Sonntag 07. Januar 2024, lud die Jugendpflege der Verbandsgemeinde Bad Marienberg gemeinsam mit der Suchtprävention des Diakonischen Werkes Westerburg Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren zu einem Erlebniswochenende unter dem Motto „Lebenslabyrinth – neu anfangen – gut ankommen“ ein.
„Die Entwicklung von Schutzfaktoren, die Widerstandsfähigkeit, also Resilienz, begünstigen, ist die beste Form der Suchtvorbeugung. Sich mit der eigenen Individualität, dem selbstbewussten Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen und sich mutig auf jenen Weg, sich weiter zu entwickeln, zu machen, stärkt die Jugendlichen, auch unter widrigen Umständen zu bestehen“, so Reiner Kuhmann von der Fachstelle für Suchtprävention.
Dem entsprechend waren die zwei Tage mit den Aspekten Achtsamkeit und der Entwicklung von Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit innerhalb einer Gruppe angelegt.
Das Suchtpräventionsprojekt führte die jungen Menschen zunächst zum Schloss Freudenberg nach Wiesbaden.
Das Schloss samt umliegendem Park ist bestens bekannt als Haus der Sinne. Gemeinsam erkundeten die jungen Menschen interessiert und mutig die vielen Stationen innerhalb und außerhalb des Hauses, die vielerlei Sinneserlebnisse für sie bereit hielten. Vom Summloch, über die Gleichgewichtsscheibe, die nur dann ins Gleichgewicht kam, wenn die ganze Gruppe sich, darauf stehend, entsprechend austarierte, ein Partnerpendel weitere drehende Scheiben, Reibe-Klangschalen, Labyrinthscheibe, Schwingungsmalerei und Geruchsorgel bis zum gemeinsamen Durchschreiten eines Dunkelganges und dem Besuch eines Dunkelcafes hatten alle viel Spaß an den gemeinsamen, teils abenteuerlichen und aufregenden Erfahrungen.
Am späten Nachmittag erreichte die Gruppe dann das Kultur- und Tagungshaus in Eltivlle-Rauenthal. Dort reflektierten die Jugendlichen ihr bisheriges Leben, ihre Erfahrungen, Haltung und Werte, mithilfe eines selbstgemalten Bilde. Eine kurze Wanderung durch die Weinberge mit Achtsamkeitsübungen schloss sich an.
Am Abend wurde ein Fragebogen zur eigenen Lebensresilienz zur Verfügung gestellt (Resilienzprofil nach Sigrist/Lutjens 2015). Der Fragebogen löste sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Für manche Teilnehmer*innen war der eklatante Unterschied im Erreichen hoher Resilienzwerte gegen ihr persönliches Empfinden, eines eher negativen Lebensgefühls, eine verwirrende Erfahrung. So entspann sich über den Abend ein sehr intensiver Austausch um die Fragen, wie Lebenssinn zu verstehen ist, und mit welchen schwierigen Faktoren die Jugendlichen zu kämpfen haben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück beschäftigte sich die Gruppe am nächsten Morgen mit dem Begriff der Achtsamkeit und ihren unterschiedlichen Formen. Nach dem Mittagessen probierten sich die Jugendlichen dann in praktizierter Achtsamkeit, durch Atem- und Fokussierungsübungen aus.
Im Anschluss wurde ein kleiner Exkurs zum Thema Rauchen von den Jugendlichen gewünscht, einschließlich der Verwendung eines Kohlenmonoxidmessgerätes. Dies war sehr aufschlussreich und interessant für Raucher:innen, wie Nichtraucher:innen. Bevor die Gruppe dann am späten Nachmittag nach einer Partnerübung und Entspannungsmassage das Tagungshaus verließ, zeichnete sie mithilfe eines sogenannten „Strippenziehers“ an Fäden von allen geführt ein gemeinsames Logo. Dabei entschieden die Jugendlichen sich als gemeinsam für alle eindrückliches Symbol des Wochenendes für einen Schlüssel.
Durch die gemeinsamen Aktivitäten aber auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstwertgefühl, Medienverhalten, sowie dem Umgang mit anderen Suchtmitteln, verbrachten die Jugendlichen eine intensive Zeit.
Krönender Abschluss des anspruchsvollen Suchtpräventionswochenendes war der Besuch eines Escape-Rooms in Mainz-Kastel am Abend. Auch hier hatte die Gruppe die Aufgabe, gemeinsam nach Lösungen und Auswegen zu suchen. Eindrucksvoll schafften es die Jugendlichen, aufeinander achtend und engagiert als Team agierend, dass sich noch vor der festgelegten Zeit die letzte Tür öffnete und sie sich alle wieder „in Freiheit“ befanden.
An den Reaktionen der Jugendlichen war erkennbar, wie viel Spaß das Entwickeln von Resilienzen machen kann und wieviel Lebensfreude und Selbstvertrauen dieser Mut sich einzulassen bringt. „Insbesondere die durchweg positive Wahrnehmen der Unterstützung durch die Gruppe dürfte dabei allen Teilnehmenden besonders im Gedächtnis bleiben“, freuten sich Jugendpflegerin Elke Keller und Berufspraktikantin Ariane Appenzeller und dankten Reiner Kuhmann für sein unermüdliches Engagement. Denn neben dem Erlernen von selbstkritischer Reflexion, gehört auch das Erbitten von Unterstützung und Hilfe zu einer der wichtigsten Resilienzen im Alltag, damit die Flucht in ausweichende Verhaltensweisen wie der Konsum von Suchtmitteln nicht zu einer Option wird.